Geschichte von Tierra del Fuego

 

Zur Zeit der Ankunft der ersten Europäer in Feuerland können vier Gruppen von Ureinwohnern unterschieden werden: die Landnomaden der Selk’nam (Onas) und der Haush (oder Manek’enk), die im Landesinneren beziehungsweise im Südwesten der Hauptinsel siedelten, und die Seenomaden der Alakaluf und der Yámana (Yaghan), die am westlichen und südlichen Küstenstreifen lebten. Die genaue Zahl der einzelnen Bevölkerungsgruppen kann aufgrund ihrer Lebensweise als Jäger und Sammler für das 17. Jahrhundert auf insgesamt 12.000 geschätzt werden.

Erste Berichte über Feuerland stammen von der Expedition Ferdinand Magellans, der im Oktober 1520 als erster Europäer die nach ihm benannte Magellanstraße entdeckte und mit drei Schiffen auf dem Weg zu den Gewürzinseln Molukken durchfuhr. Der von ihm während der über 20 Tage dauernden Passage beobachtete Schein der Lagerfeuer der Ureinwohner gab der Inselgruppe den Namen. Magellan selbst nannte den Seeweg ”Estreito de Todos los Santos” (Allerheiligenstraße). Es gibt jedoch keine gesicherten Nachweise, dass Magellan Feuerland tatsächlich betreten hat.

In weiterer Folge gewann die Magellanstraße vor allem als Verkehrsweg nach Asien und zu den Gold- und Silbervorkommen in Peru an Bedeutung. Als Francis Drake im Zuge seiner Weltumseglung (1577-1580) in nur 16 Tagen die Magellanstraße durchschiffte, wurde der spanischen Krone sehr rasch die Bedeutung der Sicherung dieses Seeweges gegen holländische, englische und französische Freibeuter klar. Mit der Verleihung von Patagonien und Feuerland als Nueva Extremadura an Jerónimo de Alderete 1555 wurde erstmals der Herrschaftsanspruch Spaniens dokumentiert. Dessen Nachfolger García Hurtado de Mendoza beauftragte Juan Fernández Ladrillero 1557-1559 mit der Erforschung und Landnahme der Gebiete auf beiden Seiten der Seestraße. Ladrillero war somit der erste Europäer, der mit der systematischen Erforschung Feuerlands begann. Versuche des Vizekönigs von Perú zur Errichtung von Befestigungen entlang der Magellanstraße (etwa ab 1581 durch Pedro Sarmiento de Gamboa) scheiterten jedoch zunächst.

1615 umsegelten niederländische Freibeuter unter Willem Cornelisz Schouten Feuerland und entdeckten dabei die Staaten-Insel, sowie die Passage um das Kap Hoorn. Bis dahin war die Magellanstraße die einzige bekannte Passage um den amerikanischen Kontinent. Diese Entdeckung wurde schon wenig später von einer spanischen Expedition unter Bartolomé García de Nodal und seinem Bruder Goncalo bestätigt, denen die erste Umsegelung von Feuerland (1618-1619) gelang und die von ihrer Reise wertvolles Kartenmaterial mitbrachten. Immer detailliertere Kenntnisse der Region erwarben die nachfolgenden Expeditionen: etwa jene des Engländers John Narborough in den Jahren 1669 bis 1670 und gegen Ende des Jahrhunderts der Franzosen De Gennes und De Beachesne.

Auch die Expeditionen von John Byron, der von 1764 bis 1766 die Malvinas inseln erforschte und Feuerland umsegelte, trugen wesentlich zur wissenschaftlichen Erkundung Feuerlands bei. Er gab Punta Arenas seinen ursprünglichen Namen: Sandy Point. Auch James Cook steuerte auf seiner Weltumsegelung zu Neujahr 1769 Kap Hoorn an und entdeckte als erster den Südpolarkreis. In seinen insgesamt drei Reisen sollte er endgültig den Nachweis erbringen, dass ein so genanntes Südland (terra australis), das mit dem amerikanischen Festland verbunden war, nicht existierte.

Die ersten intensiveren Untersuchungen Feuerlands und Patagoniens, die auch kartographische und hydrographische Erfassungen insbesondere der Küstenlinie Südpatagoniens und Feuerlands beinhalteten, stellten die beiden englischen Expeditionen unter Philip Parker King (1826-1830) und Robert FitzRoy (1832-1836) dar. Im Laufe der beinahe dreijährigen Anwesenheit der Expedition Parker Kings wurde z.B. der Beagle Kanal entdeckt. Eine nette Anekdote ist auch über den damals noch jungen Charles Darwin zu berichten, der den Forscher FitzRoy begleitete. Er fand für die Ureinwohner der Region folgende Worte (siehe dazu seinen 1839 erschienenen Reisebericht ”Diary of a Naturalist Around the World”): ”Ich habe aber nichts gesehen, was mich mehr in Erstaunen gesetzt hätte, als der erste Anblick eines Wilden. Es war ein nackter Feuerländer, sein langes Haar wehte umher, sein Gesicht war mit Erde beschmiert. In ihren Gesichtern liegt ein Ausdruck, der, glaube ich, all denen, die ihn nicht gesehen haben, ganz unbegreiflich wild vorkommen muss. Auf einem Felsen stehend stieß er Töne aus und machte Gestikulationen, gegen welche die Laute der domestizierten Tiere weit verständlicher sind.” Kulturhistorisch interessant sind in diesem Zusammenhang die Ereignisse rund um die Entführung von vier Personen aus dem Stamm der Yámana nach England, die als ”Geschichte von Jemmy Button” in die Literatur einging.

Die spanischen Bemühungen um die Integration Feuerlands in sein Herrschaftsgebiet waren allein auf die (wenig erfolgreiche) Sicherung der strategisch wichtigen Magellanstraße, nicht jedoch auf eine konkrete Landnahme ausgerichtet gewesen. Erst ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts (ca. 1840) bemühte sich Spanien um eine systematische Besiedelung Feuerlands. Grund dafür waren v.a. die fehlenden natürlichen Häfen, die eine leichte Landnahme hätten ermöglichen können. Auch am Nordufer der Magellanstraße hatten nur zwei Orte Bedeutung für die Seeleute: San Gregorio für den Handel mit den Indianern Patagoniens und Puerto Hambre für die Aufnahme von Wasser und Holz. Auf Feuerland selbst gab es keine derartigen Stützpunkte.

Hand in Hand mit der Kolonisierung des Landes und der Ausrottung der indianischen Urbevölkerung ging die Missionierung des Landes. Zwei Orden taten sich insbesondere auf Feuerland besonders hervor: (1) die Salesianer Don Boscos unter dem italienischen Priester Jose Fagnano, die ab 1887 Feuerland von Punta Arenas und einer Mission nördlich von Rio Grande (Argentinien) aus missionierten und (2) die Anglican South American Missionary Society mit ihrem Hauptquartier auf den Malvinasinseln, die hauptsächlich entlang des Beagle-Kanals tätig waren. Insbesondere die Tätigkeit von Reverend Thomas Bridges ist in diesem Zusammenhang zu erwähnen. Allerdings wurde die ursprüngliche Absicht dieser beiden Kirchenmissionen, die indianische Urbevölkerung zu christianisieren und (in weiterer Folge) vor den Übergriffen der weißen Siedler zu schützen, schon rasch durch die rasche Ausrottung der Urbevölkerung obsolet. So wurden die diesbezüglichen Aktivitäten der anglikanischen Mission 1916 eingestellt.

 

Klima von Tierra del Fuego

Feuerland liegt in der kühl-gemäßigten Zone mit maritimem Klima auf der südlichen Hemisphäre. Das lokale Klima wird von starken Unterschieden bestimmt.

Im Westen werden Regenmengen von bis zu 6.000 mm/Jahr gemessen, im Osten dagegen nur etwa 250 mm/Jahr. Die Schwankungsbreite der Niederschläge ermöglicht deshalb sowohl Regenwald als auch Halbwüsten.

Die Temperatur zeigt nur geringe jahreszeitliche Schwankungen und liegt in Ushuaia bei 5,6 °C, was nur unwesentlich wärmer ist als in Moskau. Letzterer Ort befindet sich ebenfalls in der kühlgemäßigten Klimazone weist aber Merkmale eines Kontinentalklima auf, mit einer durchschnittlichen Jahrestemperatur von 4,4 °C und einem Jahresniederschlag von 575 Millimetern. Dort auf der Nordhalbkugel fällt der meiste Niederschlag im Sommer im Juli (74 Millimeter), der geringste im Februar (28 Millimeter).

 

Flora und Fauna von Tierra del Fuego

Pflanzengeographisch gesehen, gehört Feuerland zusammen mit Neuseeland, Kerguelen, den Malvinasinseln etc. zum antarktischen Florenreich. Die Tundra ist eine Vegetationsform der Subpolargebiete und bildet einen durch Permafrost gekennzeichneten Landschaftsgürtel zwischen den arktischen Kältewüsten und der borealen Taiga. In den wärmsten Monaten liegt das Monatsmittel bei 6 bis 10 °C mit einer Vegetationsperiode von zwei bis vier Monaten. Moose und Flechten sowie einige mit der Alpenflora verwandte, etwas höhere Pflanzen und Zwergsträucher zieren in dieser Zeit die Landschaft.

Im Westen verhindern heftige Stürme und der Permafrostboden eine Ausbreitung des Waldes über tiefere Muldenlagen hinaus. Trotz milder Temperaturen und hoher Niederschläge liegt die Waldgrenze daher zwischen 200-400 m Höhe, die Baumgrenze bei 500-600 m Höhe. Die Artenvielfalt ist recht gering, trotzdem lassen sich die folgenden Vegetationsformen unterscheiden:

Im Nordwesten lassen sich v.a. immergrüne Wälder finden, während im Zentrum der Insel hauptsächlich sommergrüne Wälder vorherrschen. Beide werdem von der Südbuche, ”Nothofagus” dominiert. Im immergrünen Teil ist es der Guindo (”Nothofagus betuloides”), im sommergrünen sind es Lenga (”Nothofagus pumilio”) und Nire (”Nothofagus antarctica”). Der generell lichte Wald erreicht im Norden eine Kronenhöhe von etwa 20 Metern, südlich des Beaglekanals jedoch nur 6 Meter. Dafür gibt es einen reichen Unterwuchs aus Sträuchern und Kräutern, etwa mit der Johannisbeere ”Ribes magellanicum” und der ”Fuchsia magellanica” Pflanzengeographisch gesehen, gehört Feuerland zusammen mit [[Neuseeland]], [[Kerguelen]], den [[Falklandinseln]] etc. zum antarktischen [[Florenreich]]. Die [[Tundra]] ist eine Vegetationsform der Subpolargebiete und bildet einen durch [[Permafrost]] gekennzeichneten Landschaftsgürtel zwischen den arktischen Kältewüsten und der borealen Taiga. In den wärmsten Monaten liegt das Monatsmittel bei 6 bis 10°C mit einer Vegetationsperiode von zwei bis vier Monaten. Moose und Flechten sowie einige mit der Alpenflora verwandte, etwas höhere Pflanzen und Zwergsträucher zieren in dieser Zeit die Landschaft.

Der Bereich in unmittelbarer Küstennähe bleibt dank der starken Stürme waldfrei, diese Vegetationsgesellschaft wird als ”Magellan-Tundra” bezeichnet. Der Ostteil der Insel ist ebenfalls ohne Baumbewuchs, da es hier zu trocken ist. Hier dominieren Gräser wie ”estuca gracillima” oder ”Alopecurus magellanicus”, deren nahe Verwandte auch in Europa zu finden sind. Oberhalb der Waldgrenze finden sich Krummholzgebüsche aus strauchförmig wachsendem ”Nothofagus”, über der Baumgrenze lediglich alpine Heiden aus Zwergsträuchern, Gräsern und Polsterpflanzen.

Dank des feuchten Klimas sind Moore und Tundra im Westen Feuerlands häufig und lassen sich in drei Gruppen einteilen. Die ”Moore der sommergrünen Waldzone”, die weitgehend mitteleuropäischen Hochmooren gleichen. Besonders im Westen der Insel sind sie weit verbreitet und füllen häufig ganze Talsohlen aus. Hier dominiert das Torfmoos ”Sphagnum magellanicum” , das auch in Europa verbreitet ist. Daneben wachsen der insektenfangende Sonnentau ”Drosera uniflora” (Droseraceae), Torfmyrten (”Pernettya”, Heidekrautgewächse), Seggen und Binsen wie ”Marsippospermum grandiflorum” (Binsengewächse). Einige Heidekrautgewächse erinnern verblüffend an mitteleuropäische Heidelbeeren. ”Nothofagus antarctica” wächst auch in Mooren, erreicht aber nur Höhen von 20-100cm. Die ”Moore der immergrünen Waldzone” beherbergen Torfmoose, aber auch Laubmoose. Bisweilen sind hier auch Arten der baumlosen ”Magellan-Tundra” zu finden. Die ”Tundra-Moore” im Bereich der Westküste, dominiert von Polsterpflanzen und Laubmoosen wie ”Calliergon” (Braunmoose), die sonst in Mooren so typischen Torfmoose fehlen. Dieser Vegetationstyp hat kein Gegenstück in Europa.

Aus Wäldern und Mooren wird Holz und Torf gewonnen. Weil sie jedoch nur langsam nachwachsen stellt die Nutzung ein erhebliches Umwelt- und Ressourcenproblem mit teils verheerenden Folgen dar. Vor allem der um die 1950er Jahre von kanadischen Siedlern importierte kanadische Biber (Castor canadensis) stellt aufgrund seiner immensen Verbreitung eine veritable Gefahr für die Wälder und Ökosysteme Feuerlands dar. Um die Artenvielfalt zu schützen wurde nahe Ushuaia der Nationalpark Tierra del Fuego eingerichtet.

 

Ushuaia, die Bucht die zum Westen eindringt.

Einige Daten von Interesse.

Ushuaia ist die südlichste Stadt Argentiniens und liegt am Beagle-Kanal. Das Wort “Ushuaia” kommt aus der Sprache der Ureinwohner Yámana und bedeutet “Die zum Sonnenuntergang hin gewandte Bucht“. Die Stadt liegt an der Südseite der Großen Feuerland-Insel (Isla Grande de Tierra del Fuego) am Beagle-Kanal. Ushuaia ist die Hauptstadt der argentinischen Provinz Tierra del Fuego (deutsch: “Feuerland”), Antártida e Islas del Atlántico Sur.

Englische Missionare drangen etwa ab dem Jahr 1870 in das Gebiet vor. Für die Stadtentwicklung bedeutsam war der 1902 begonnene Bau des Presidio. Dieses 1920 fertig gestellte Gefängnis ersetzte jenes auf der Isla de los Estados. Die Sträflinge, überwiegend Gewaltverbrecher, aber auch politische Gefangene, bauten die Schmalspurbahn Ferrocarril Austral Fueguino, mit der heute Touristen durch den Nationalpark Tierra del Fuego fahren. Das Gefängnis wurde 1947 aufgelöst.

In dem Gebäude ist heute eine Kombination mehrerer Museen untergebracht. Zum einen befindet sich dort das Museo Presidio zur Geschichte des Gefängnisses. Zum anderen gibt es ein Museum der Schifffahrt in der Region und eines der Geschichte der Antarktisexpeditionen, die vielfach von Ushuaia aus starteten. Zu den berühmtesten Gefangenen des Presidio zählten Carlos Gardel und der Schriftsteller Ricardo Rojas.

Die Nähe zum Feuerland-Nationalpark und die einzigartige Natur der Umgebung verhalfen Ushuaia zu einem erheblichen Touristenaufkommen. Auch als Ausgangspunkt für Antarktisexpeditionen und Zwischenhalt für Kreuzfahrtschiffe ist Ushuaia beliebt.

Ein interessantes Touristenziel ist das Museo del Fin del Mundo („Museum vom Ende der Welt“). Es legt besonderen Wert auf die Bewahrung der naturräumlichen und historischen Besonderheiten Feuerlands.

Vom Gletscher Glaciar Martial in der Nähe Ushuaias aus hat man einen wunderbaren Blick über die Stadt, sowie auf die chilenischen Berge gegenüber dem Beagle-Kanal.

Ushuaia zeigt in ihrer alten Architektur eine Verbindung zu ihrer Geschichte. Viele europäische Expeditionen sind zur Erforschung des Klimas, der Geographie, der Tier- und Pflanzenwelt und der Indianerstämme in diese Gegend gekommen. Die moderne Stadtentwicklung hingegen lässt jegliche Planung und Ordnung vermissen und bietet einen Wildwuchs an Architektur.